Fortschritte bei der Aufbereitung primärer und sekundärer Rohstoffe

Fortschritte bei der Aufbereitung primärer und sekundärer Rohstoffe

Dipl.-Ing. Dr. mont. Erwin Brunnmair, Dipl.-Ing. Dr. mont. Kristin Cirar und Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Helmut Flachberger

Erfolgreiche Markteinführung des BUBLON-Verfahrens zur geschlossenzelligen Expansion von Perlitprodukten

Betrachtet man die heimische Industrie im globalen Wettbewerb, ist es geradezu überlebensnotwendig geworden, zyklisch mit Innovationen zu punkten, damit eine Vorreiterrolle einzunehmen und den solcherart erarbeiteten Technologievorsprung konsequent zu halten. In Zeiten des nahezu uneingeschränkten Informationsaustausches bzw. –zuganges ist die Sicherstellung der exklusiven Nutzung von Innovationen praktisch nicht mehr möglich. Patente können zwar helfen, eine kurze Zeitspanne der solitären Nutzung zu sichern, langfristig wirksamer für einen nachhaltigen Markterfolg mit Innovationen sind jedoch kurze Entwicklungszeiten, eine rasche Markteinführung und eine von kontinuierlichen Verbesserungen begleitete Marktdurchdringung. Dieser grundsätzlich richtige Ansatz übersteigt jedoch vielfach die personellen Ressourcen innovativer KMU´s.
 
Die Verfahrensentwicklung und Markteinführung des BUBLON-Verfahrens zur Expansion von Leichtstoffgranulat mit verglast geschlossener Zellstruktur zeigt beispielhaft, wie Binder+Co als mittelständisches Unternehmen in einem sich stetig ändernden wirtschaftlichen Umfeld in enger Kooperation mit der Montanuniversität Leoben und ausgesuchten Partnerfirmen eine Innovation größeren Umfanges realisieren konnte.
 
Expandierte Perlitprodukte sind seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bekannt. Die mittels des konventionellen Verfahrens in Schachtöfen hergestellten Perlitprodukte sind – ohne Zusatzbehandlung mittels Hydrophobierung – gekennzeichnet durch eine „offene“ Oberfläche der Partikel, einen hohen Staubgehalt und eine hohe Wasseraufnahme bei der Weiterverarbeitung zu Finalprodukten.

2010 formierten sich die Forschungspartner, bestehend aus dem Lehrstuhl für Aufbereitung und Veredlung der Montanuniversität Leoben, sowie den Firmen RATH, PLS und BUBLON. Die Projektfinanzierung erfolgte durch Binder+Co in einem von der FFG/SFG unterstützten Basisprogramm. Das Herzstück des innovativen Verfahrens wurde im Maßstab 1:1 am Standort der Firma Bublon errichtet. Im Rahmen der Dissertation der zweitgenannten Autorin erfolgte u.a. eine systematische Parameterstudie zur Auffindung optimierter Betriebsparameter und das Heranführen des Anlagenkonzeptes zur Marktreife. Die Ausgestaltung des Prozesses und der Apparate für einen Durchsatz von 0,5 t/h pro Produktionslinie wurde von den Partnern in enger Abstimmung umgesetzt.
 
Bereits während der ersten Entwicklungsphase wurde Kontakt mit potenziellen Kunden aufgenommen und deren Granulat-Wünsche in das Entwicklungsvorhaben einbezogen. So stand am Ende der 2-jährigen Entwicklungszeit bereits ein Verfahren zur Verfügung, mit welchem man die Kunden in die Lage versetzte, genau jene Produktspezifikationen zu produzieren, welche ebendiese vorgaben bzw. benötigten. Dieses frühzeitige Einbinden war insbesondere wegen des Halbzeug-Charakters des mit dem BUBLON-Verfahren produzierten Leichtstoffes vorteilhaft. Hätte die Kundeneinbindung erst zu einem späteren Stadium begonnen, wäre wertvolle Zeit für eine rasche Markteinführung verloren gegangen. Während der Verfahrensentwicklung wurden ausgewählte Kunden bereits mit Bemusterungen bedacht, die damit die aufwändigen Produktzulassungen erwirken konnten. All das setzt ein hohes Maß an Vertrauen in die jeweilige Leistungserfüllung der Partner voraus und mag abschrecken. Doch genau dieses hohe Maß an Vertrauen unter den Beteiligten war, rückblickend betrachtet, für den Erfolg maßgebend, sodass unmittelbar nach dem Abschluss der Entwicklung zwei Anlagen errichtet und ihren Bestimmungen übergeben werden konnten. Eine weitere Anlage befindet sich derzeit in der Montagephase.